Montag, 21. Januar 2013

Die Freiheit, zu gehen

Das ist so schön, so wunderschön, dass es so etwas wie die 'Occupy'-Bewegung gibt. (Huch, muss ich schon fast gab schreiben?) Junge Menschen, die etwas miteinander machen wollen, die sich nicht durch überkommene Strukturen gängeln lassen wollen, die den Machthabern, den Eliten lächelnd ein Miteinander entgegensetzen wollen. Toll. Junge Menschen, die neue Wege suchen, die bereit sind Anteil zu nehmen am Leben derer in NordAfrika, in Spanien, in Griechenland, in Persien, bereit sind deren Anliegen solidarisch zu begleiten. Sicher, die Sprache ist nicht meine, es geht nicht um 'Links oder Rechts', dies ist nicht die Fortsetzung des antikapitalistischen Kampfes der seit der franz. Revolution währt. Vermutlich ist das so, weil die gemeine Occupist_in sich eben nicht als Teil einer (besitzlosen) Klasse definiert, sich nicht in die Tradition des Klassenkampfes stellt. Daher auch die Weigerung, sich hinter konkreten Forderungen zu vereinen, es geht um das ausdrücken einer, oft sehr persönlichen, Befindlichkeitsstörung. Daher keine allgemeine, strukturelle Kritik, daher keine generelle Ablehnung der Institutionen deren Existenzberechtigung im Schaffen von Profit mit Hilfe menschlicher Opfer auf den Altären der Kapitalisten liegt. Denn das würde entzweien, das würde dem ganzen das spielerische Moment nehmen, der Happening-Charakter ginge verloren. In der Welt des positiven Denkens ist das ernsthafte Ringen um Positonen verpönt. Stellung wird nach Gutdünken bezogen, recherchiert wird nicht, Meinungen werden sich aus den verschiedesten Strömungen herausgepflückt und ziellos zwischen Zeitgeist und RetroModeLabels getändelt.Das die Machthabenden so leichtes Spiel haben einer Bewegung den Atem zu nehmen, hätte klar sein können. Da braucht es nur ein wenig Druck auf den Einzelnen und schon ist der Blick gerichtet auf den eigenen Teller.
Denn es soll Alles für Jede_n sein.
Da gilt es Karriere zu machen, d.h. nicht irgendeine Lohnarbeit, die, womöglich schlecht bezahlt, ausbeuterischen Regeln folgt, sondern eine Aufgabe, die geistige Erfüllung verspricht. Die einen gewissen Lebensstandard garantieren soll. Zumindest irgendwann.
Da ist die Partnerschaft, von der wir uns Geborgenheit und Wärme versprechen. Der wir abverlangen, dass sie uns in seelischen Nöten auffängt und rettet.
Es braucht Zeit für Sport zur Erhaltung der eigenen Fitness und zum Stressabbau.
Gesunde Ernährung, darum dass Wissen um dieselbe.
Für das soziale Gewissen Fair gehandelte Ware.
Ein individuelles Hobby. Vielleicht mehrere. Sich jeden Tag, jede Stunde neu erfinden.
Die Pflege gewählter sozialer Kontakte.
Es sollen da auch Kinder sein. Und zur vorteilhaften Prägung derselben ein ausgeklügeltes Förderungsprogramm.
Vielleicht noch ein Tier?
Was irgendeine erreichen kann, was irgendjemand je erreichte, dafür muss der Weg offen stehen.
Das wäre ungerecht, wenn es nicht für Jede_n, den eigenen Anstrengungen entsprechend, nach oben ginge. Den Zurückgelassenen ein Almosen gewährend.
Ungerecht, wenn die Erfüllung des Kinderwunsches der Selbstbestimmung im Weg stünde. Ungerecht, wenn ein moralischer Anspruch uns verwandtschaftliche Verpflichtungen aufhalste. Vielleicht sogar Pflege.
Ungerecht eingebunden zu sein, in ein Netz, das uns nötigt Rücksicht zu nehmen auf Bedürfnisse Anderer, dass uns eingeschränkt. Das uns in ein Korsett aus Auflagen zwingt, die wir nicht selbst erwählt haben.
Ungerecht, das die Welt, das Aussen uns nicht unterstützt, den ausgeklügelten Lebensentwurf umzusetzen.
Ungerecht, das wir eingeordnet werden, nicht nach gerechten Maßstäben, sondern nach der Erkenntniskompetenz des Gegenübers.
Ungerecht,wegen der Ausbeutung von Kindern verzichten zu sollen auf die Lieblingsschokolade.
Ungerecht No-Go-Areas zu kennen.
Ungerecht, wegen des gewählten OutFits angemacht zu werden.
Ungerecht,
http://jungle-world.com/artikel/2012/35/46161.html