Dienstag, 24. Juli 2012

ein klein wenig unabsichtlicher Rassismus




Rassismus ist ein Herrschaftskonstrukt, dass der dominanten Gruppe unter Zuhilfenahme tatsächlicher biologische Merkmale zur eigenen Vorteilsnahme dient. Schon die Sammlung, die Erfassung der Merkmale ist nicht unparteiisch, sondern erfolgt unter der Bedingung eigener normativer Wertung, die, zum Ausgangspunkt genommen, als Standard gesetzt wird. Auf dieser Grundlage werden die erfassten Merkmale mit zugeschriebenen Eigenschaften verknüpft, die ein subjektives Urteil objektiv darstellen sollen. Mithilfe der zugeschriebenen und als unveränderbar deklarierten Eigenschaften wird vom Machthabenden der Zugang zu materiellen und immateriellen Ressourcen kritisch begleitet, mit Auflagen belegt oder ganz verweigert. Dieses  Kontrollinstrument wird verwandt, um es privilegierten Menschen zu ermöglichen, aus einer Position die Ihnen grösstmögliche Spielräume lässt, eigene Ansprüche auf Privilegien durchzusetzen. Es dient also der Legitimierung von direkter und indirekter (struktureller, institutioneller) Unterdrückung. 
Um Kategorien der Zugehörigkeit zu erzeugen ist es unabdingbar, Sprache als Instrument der Erfassung standardisiert erfasster menschlicher Merkmale zu Nutzen. Den Regeln der Gruppenbildung folgend geschieht die Grenzziehung unter Anwendung von Abgrenzung von dem als 'anders' gewähnten Gegenüber. Der 'Clan', der 'Stamm', das sind immer die 'Anderen, das sind 'Jene', die Exoten, die sich selbst womöglich nicht einmal als zusammengehörig wahrnehmen. Sie sind es aus der Sicht, der es ihnen zuschreibenden, der über sie damit bestimmenden, aus der Sicht der Bestimmer. (Hier liegt übrigens der Schlüssel zum Verständnis, weshalb Gruppen sich dagegen verwehren, benannt zu werden und sich davon abgrenzend selbst bezeichnen.) Durch diese konstruierten Begriffe werden Realitäten geschaffen. Dem Begriff folgend wird in der Welt der Vorstellungen der/des Leser_in eine Kategorie erschaffen.
Das Instrument zur Ausübung der Dominanz ist notwendigerweise Sprache, in der sich überall die wertende Normierung finden lässt.
(Weiterführend empfehle ich die Lektüre: Susan Arndt & Nadja Ofuatey-Alazard (Hg.)Wie Rassismus aus Wörtern spricht; (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache; Ein kritisches Nachschlagewerk)
In der globalisierten Welt ist Rassismus den Herrschenden das Mittel der Wahl um weiter ungestört Menschen ausbeuten zu können, die schon in kolonialen Zeiten als die Schwächeren im Darwinistischen Sinne projiziert wurden. Mit menschenverachtender 'Entwicklungshilfe' oder Neusprech 'Entwicklungszusammenarbeit' werden Volkswirtschaften als Armenhäuser der Welt gesetzt. Bildung nach westlichem Standard wird als Maß bestimmt und dabei wird geflissentlich die seit Jahrhunderten andauernde rohe Knute unerwähnt gelassen. 
Der ausgebeutete Mensch unterliegt offenbar leicht den ' Divide et impera'-Ränken der Machthaber, nicht von der Hand zu weisen ist ja ein Profit für den Einzelnen, der ihn zumindest überleben lässt. Und wer sich selbst als austauschbar erfährt, der fürchtet im 'Anderen' den Konkurrenten aus dem anderen Lager, den nicht der eigenen Gruppe Zugehörigen. Wo die Politik von Wirtschaftsflüchtlingen spricht, da leistet sie dem Rassismus vorschub. Wo sie Asylbewerber_innen aufgrund von Verfolgung wegen "Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe, politischer Überzeugung oder vergleichbaren persönliche Eigenschaften oder Verhaltensweisen" einen Aufenthaltsstatus zubilligen, ihn aber verneinen wenn Menschen aus ausbeuterischen Verhältnissen fliehen, da offenbart sich die hässliche Fratze des am eigenen Wohlstand unbedingt Interessierten. Das Kapital hat in den Ländern der Migrant_innen eine wüste Ödnis verursacht. Die Migrant_innen sind Opfer dieser ungerechten kapitalistischen Unordnung. Sie sind doppelt Opfer, weil sie zusätzlich verantwortlich gemacht werden für das Sichtum des Landes, dem sie abstammen. Der Rassismus geht hier noch einen Schritt weiter und überträgt die zugeschriebenen Merkmale auch Alljenen, die er als in ähnlicher Weise abweichend von der eigenen normierten Standardtypisierung erfährt.
Ausweg daraus kann letztlich nur der Aufbau eines humanen Solidarsystems bieten.

Samstag, 14. Juli 2012

War

Sinnead O'Connor sagte uns einst mit so klaren Worten dass Krieg herrscht. Und das stimmt ja, dass Wissen wir. Und wir kennen die Feinde. Die Wut, die wir in uns tragen sollten wir nicht aneinander verschwenden. Denn das liesse uns die wahren Verbrecher schonen und Ihrem Willen folgen.
Und das wär doch echt mal dumm.

Until the philosophy,
Which holds one race superior
And another inferior,
Is finally and permanently
Discredited and abandoned,
Everywhere is war.

Until there is no longer first class
Or second class citizens of any nation.
Until the color of a man's skin,
Is of no more significance then
The color of his eyes,
I've got to say "war".

That until the basic human rights,
Are equally guaranteed to all,
Without regard to race,
I say "war"

Until that day the dream of lasting peace,
World-citizenship and the rule of
International morality will remain
Just a fleeting illusion to be pursued,
But never obtained.
And everywhere is war.

Until the ignoble and unhappy regime
Which holds all of us through,
Child-abuse, yeah, child-abuse yeah,
Sub-human bondage has been toppled,
Utterly destroyed,
Everywhere is war.

War in the east,
War in the west,
War up north,
War down south,
There is war,
And the rumors of war.

Until that day,
There is no continent,
Which will know peace.

Children, children.

Fight!

We find it necessary.
We know we will win.
We have confidence in the victory
Of good over evil  




Mittwoch, 4. Juli 2012

Liebe? Welche Liebe?

Es ist durchaus nicht so, dass wir niemanden lieben könnten, 
solange wir uns nicht selbst lieben. 
Liebe ist unterschiedlich für jeden von uns, 
und vielschichtig, 
bezüglich des Objektes, dass wir lieben. 

Wir begehren, 
wir fühlen uns hingezogen zu etwas, 
wir wollen behüten und stützen, 
wir erschauern vor Wonne, 
wir kreisen in Gedanken um das mit Sehnsucht bedachte, 
wir fühlen uns ergänzt, 
ohne eigenes zutun Ganz gemacht
wir fiebern dem Zusammensein entgegen, 
wir erträumen uns Gemeinschaft.

Wir sehen Liebe als exclusives Projekt,
oder als übergreifende Bereitschaft, uns vielen anzuvertrauen.
Wir glauben, Liebe seie Allumfassend. 
Wir glauben auch, Liebe seie endlich.
Wir erfahren Liebe begrenzt 
in Zeit,
auf einen ausgewählten Kreis, 
abhängig von Nähe 
oder Frei von äusseren Determinanten.

"Dann ist es keine Liebe" behaupten wir
oder: "Das ist wahre Liebe"

Und wir mischen, 
je nach Gutdünken, 
wie es uns passt.

Zu all dem brauchen wir keine Eigenliebe.

Wir brauchen Eigenliebe jedoch, 
um selbst Liebe zu empfangen

Dienstag, 26. Juni 2012

Anweisungen, um sich nicht wie ein Dummkopf Aufzuführen, nachdem Du des Rassismus bezichtigt wurdest.

Ich fand diesen Text und möchte ihn Euch hier gern zur Verfügung stellen:
  1.   Atme. Bleibe ruhig und höflich. Brenne keine Brücken nieder. Wenn jemand zu Dir gesagt hat "ich denke, das klingt ein bisschen rassistisch", verwechsele es nicht mit: "Du bist rassistischer Abschaum wie der Klu Klux Klan " (das ist ein Fehler, den eine erstaunliche Anzahl von weißen Menschen machen). Die Antwort, die Dir in den ersten zehn oder zwanzig Sekunden einfällt,  wird wahrscheinlich Deiner Verteidigungshaltung entspringen, nicht Deinem Gehirn, also wahrscheinlich ist es nicht gut, zu sagen, was Dir als erstes einfällt. 
  2.  Nimm die Kritik ernst -  weise sie nicht zurück, ohne darüber nachzudenken. Vor allem, wenn die Kritik von einer PoC kommt - schwarze Menschen in unserer Gesellschaft neigen zwangsläufig dazu, sich stärker über Rassismus bewusst zu sein, als die meisten Weißen, und sie greifen Dinge auf, die die meisten Weißen übersehen. (Auf der anderen Seite, bringe nicht PoC in die Position Dein Anwalt oder Richter zu sein.)
  3.   Nimm es nicht persönlich. Generell ist es einfach an Dir, Dich zu entschuldigen, für das, was du gesagt hast und die Welt sich weiter drehen zu lassen. Besonders, wenn Du in einem Meeting oder etwas ähnlichem bist. widerstehe Deinem Verlangen, in das Treffen ein Seminar einzuschalten, Wie sehr Ihr gegen Rassismus Seid. Das Thema des Gesprächs ist wahrscheinlich nicht "Unsere vielen engen schwarzen Freunde und Unsere aufrichtige langjährige und tiefe Abscheu des Rassismus." Betrachte es als ob Dich jemand darauf aufmerksam macht, dass Du Deine Nase putzen solltest, weil dir ein großer Klumpen Rotz heraushängt. Was zu tun ist, ist: "Oh, entschuldigen Sie mich" sagen, die Nase wischen, und weitermachen. Darauf zu bestehen, dass alle  Dir auf den Rücken klopfen und Dir versichern, dass sie merken, dass Dir nicht immer Rotz aus der Nase hängt, bevor das Gespräch weitergehen kann, ist nicht produktiv.
  4.   Lasse Gelegentliche unfaire Anschuldigungen an Dir abprallen. Manchmal, auch nachdem Du ernsthaft Überlegt hast, wirst du zu dem Schluss kommen, dass eine Kritik ungerecht war. Nun gut! Jetzt wende Dich anderem zu. Versuche nicht zu erreichen, daß jeder mit Dir einverstanden ist. Bitte keine schwarzen Menschen im Raum, Dich als Offiziell nicht-rassistisch zertifizieren. Bitte auch keine weissen Menschen darum. Dreh Dich nicht wieder und wieder darum, Wochen oder Monate, nachdem alle anderen die ursprüngliche Diskussion vergessen haben. Mit anderen Worten, siehe Punkt 3.
(erneut editiert)

Farbenblind

Ich ärgere mich sehr darüber, dass ich so vielen Menschen begegne, die mir erklären, sie machten keinen Unterschied zwischen Schwarzen und Weissen, ja, sie sähen noch nicht einmal einen. Es sind bemühte Menschen, Menschen, die einen antirassistischen Anspruch an sich selbst haben, und mich, oder besser - meine Daseinsform damit übergehen wollen. Ich fand dazu einen schönen Text bei den 'Angry Black Woman', der vielleicht auch denen einleuchten kann, die mein Problem noch nicht verstanden.
 Wenn mir ein weisser Mensch sagt, er/sie sähe keine Hautfarbe, dann hört sich das für mich etwa so an:
"Ich weigere mich zu sehen wie in unserer Kultur und Gesellschaft farbige Menschen behandelt werden, weil es meiner Vorstellung von mir selbst zuwider läuft, mich als jemanden zu erfahren, welcher selbst an strukturellem Rassismus beteiligt ist. Ich will nicht verstehen, dass und in welcher Weise die Hautfarbe oder ethnische Zugehörigkeit den Umgang mit anderen Menschen beeinflusst, weil das bedeuten würde, ich müsste andere Sichtweisen bedenken und meine eigenen vor diesem Hintergrund überprüfen. Ich bevorzuge es, zu glauben, ich wäre in einem Fantasy-Land, wo niemand achtet auf Hautfarbe, Ethnie, Kultur oder Religion. Ich bin ein Teil des Problems der Beziehungen zwischen den Rassen."

Freitag, 15. Juni 2012

"The Talk"

Natürlich hatte ich "Das Gespräch" mit meinen Kindern.
Meine Kinder sind bedroht. Wenn meine Kinder Rechtsradikalen begegnen, dann ist eines von Ihnen aufgrund seiner Hautfarbe bedroht. Das andere hingegen ist eine 'passing Black'-Person, das heisst es geht bei Denjenigen als weisses Kind durch, die nicht wissen, daß ich die Mutter bin. Für dieses Kind bedeutet es eine schmälerung seines Privilegs als mein Kind wahrgenommen zu werden. Wenn ich das 'passing Black'-Kind irgendwo abhole, um es in Obhut zu nehmen, dann ist das nur ein bedingter Vorteil für das Kind, denn rechtsradikale Gemüter könnten dadurch auf es aufmerksam werden. Für einen erneuten Besuch des Kindes in solchen Gegenden ist es Vorteilhaft, Beobachter nicht durch allzu große Vertraulichkeit auf verwandtschaftliche Verhältnisse Aufmerksam zu machen. Ich brauche 'solche Gegenden' nicht zu erklären. No-go-areas existieren.
Ich hatte also mit beiden Kindern 'Das Gespräch' und ich habe ihnen verschiedene Ratschläge gegeben.
Dem dunkelhäutigen Kind habe ich gesagt, das es in Gefahr ist, wenn es rassistisch beleidigt wird. Das es sich in Acht nehmen muss, wenn es aufgrund der Farbe seiner Haut, wegen der Struktur seiner Haare gehänselt wird.
Dem hellhäutigen Kind habe ich das nicht sagen müssen. Es hat das Privileg, weiss zu sein. Wenn es mit dem weissen Teil seiner Verwandtschaft unterwegs ist, dann genießt es die Normalität. Aber es nutzt sein Privileg. Es steht auf, wenn es von Rassismus hört. Dies bürdet ihm auf, sich schon in jungen, sehr jungen Jshren mit der Gnadenlosigkeit der Welt auseinandesetzen zu müssen. Ich sagte dem hellhäutigen Kind, es könne ruhigen Gewissens genießen, sich in meiner Abwesenheit 'Normal' zu fühlen. Es war erleichtert, denn es hatte sich geschämt, meine Anwesenheit in der Öffentlichkeit ambivalent zu erleben.
Mein dunkelhäutiges Kind wird die Chance in der Masse unterzugehen nicht haben. Man erinnert sich an dieses Kind. Es hat nicht die Möglichkeit, sich in der Normalität zu verstecken, wenn es gerade mal unbeobachtet sein möchte. Mein dunkelhäutiges Kind beisst die Zähne zusammen. Es ist höflich. Es spricht sehr korrekt. Mein dunkelhäutiges Kind steht unter Druck. Es hat längst gelernt, dass seine Erscheinung 'Anders' ist. Weder in den Büchern noch in der Werbung noch im TV noch in Kindergarten oder Schule entspricht es 'der Norm'. Damit nicht genug, wird es auf seine Andersartigkeit ja auch angesprochen, "Du brauchst ja keine Sonnenmilch, kein Sonnenhütchen",  "Nun seh ich aus wie Du, ich war im Urlaub/ auf der Sonnenbank, sicher werden wir nun verwechselt, Hahaha". Bei dem dunkelhäutigen Kind trauen sich Erzieher und wildfremde Menschen Grenzen zu übertreten, die die körperliche Selbstbestimmung des Kindes überschreiten. Es wird mit ihm umgegangen, als seie es ein bemitleidenswertes Kuscheltier. Ich musste ihm sagen, dass es das Recht hat, sich gegen übergriffiges Verhalten zu wehren. Auch bei Weisungsbefugten. 
Selbstverständlich habe ich mit beiden Kindern besprochen, was sie tun können/müssen, wenn Menschen sie berühren, ohne dass sie das wollen, bei dem dunkelhäutigen Kind ist das allerdings Alltag. Wenn es sich dagegen verwehrt, dann setzen beim Gegenüber die üblichen Reflexe der Schuldverschiebung ein. 
Daher: natürlich musste ich mit meinen Kindern darüber sprechen, was sie erwartet von Weissen und wie sie sich zu verhalten haben.

Sonntag, 10. Juni 2012

Reiss nicht leeres Papier entzwei - 'positiver Rassismus'

Im vorangegangenen Post habe ich ein Beispiel für eine Umgangsform mit Rassismus gezeigt, die ich selbst für problematisch halte. Dennoch gehört sie ins Spektrum der Mechanismen, die Menschen wählen, um mit Traumata umzugehen. 
Die Seele braucht Schutz. Den sucht sie sich, wo sie ihn findet. Alles kann da helfen, Menschen benutzen Drogen, das Fernsehgerät, jede Art von Spielen, das annehmen der zugeschriebenen Eigenschaften, das umformen oder gar verdrängen von Erinnerungen, eine politische Einstellung, Religion und 1000 andere Dinge, die mir so fern liegen, dass sie mir nicht mal einfallen, um sich dem Schmerz zu entziehen. 
So formt sich die eigene Persönlichkeit unter dem Einfluss der 'Nicht-Zugehörigkeit' zum Normgesetzten. Die eigene Rolle wird entwickelt, unter dem Eindruck der exklusivität, des nicht allgemein mitgemeinten. 
Black is beautyful ist grober Mist. Weder sind alle Schwarzen schöner noch anmutig, nicht einmal schwarz sind sie. Zum Schwarzen werden sie gemacht, durch die Normsetzung der in kolonialer Zeit ausgedachten Zuordnung der subsaharischen Völker und deren Nachkommen. Es ist nicht die Farbe der Haut, es gibt weltweit viele dunkle Individuen, die 'den Schwarzen' nicht zugeordnet werden, weil andere Kennzeichen fehlen. Es ist der Glaube an die Überlegenheit, ob biologisch oder kulturell begründet, es sind 'Dead white peoples clothes' und  das bedauern der armen AidsWaisen, die 'leider zu arm sind, sich unsere guten Medikamente leisten zu können'. Es ist das ignorieren der Gründe, weshalb jene, die Ressourcen haben arm sind, und jene, die über keine Bodenschätze verfügen reich sind. Es ist die vorgehaltene Knarre und das mitleidige Lächeln beim Almosenverteilen. Es ist gespendeter Reis und sorgenvolles Kopfwiegen, beim Anblick überfüllter Flüchtlingslager, die entstanden, weil die Kolonialzeit in Form von eingesetzten Statthaltern weiterbesteht. Es ist Ignoranz. Es ist Dünkel. Und es ist überheblich, irgendjemandem verweigern zu wollen, aus der Hölle der Erkenntnis, das der rassistische Gedanke lebt, auf seine Weise zu fliehen. 

Samstag, 9. Juni 2012

Mache mir die Welt - wenn es so einfach wär


10 000 Seelendorf in Österreich ich dort als N*junge, 
10 000 Sprüche, dumme! 
Gutgemeint 
als Antwort meine Zunge, 
Du findest es nicht schlimm wenn man Dich auslacht, 
meiner Meinung nach – ist es die Summe die es ausmacht 
erfahre absehbares grabschen nach der Haarpracht, die Wuschelhaare, hasste es all die Jahre - dass ich´s heute noch in mir bewahre, 
genau wie andre – großteils unsichtbaren Narben,
die mir den Spaß verdarben an Bezeichnungen wie Schokofarbe
-zu viele Sklaven starben um drüber zu lachen,
zu viele Leute sagen es scherzhaft um ´nen Spaß zu machen
Mutter und Freundeskreis sind farbenblind,
beschimpft als Mohr und Kohlensack wird aus dem Sonnenkind das Sorgenkind Live vor Ort im Kinderhort, wo Kleinste vorgelesen kriegen,
Thema sind Negerlein die sterben wie die Fliegen. 
ein Kleiner weint, -am Ende sind's ja wieder 10! 
Spaß muss sein
– schlaf schnell ein – wer brav war der darf früher heim gehn
Führerlektüre neben den Kochbüchern von Oma
verdarben das Aroma, like the whole world is Arizona,
Wer hat Angst vorm schwarzem Mann
Niemand bis der sich wehren kann,
und wenn er kommt dann laufen wir! – 
der Wahnsinn fÃngt als Kind schon an!
Effekt ist Resistenz durch Intellekt wenn Du erst groß bist
Verwirrung die Tendenz wenn Onkel Benz dein Vorbild ist 
Wenn es nach manchen Leuten ginge würden Schwarze nackt im Zwinger schwingen,
Für Dich klingt´s komisch ? - ich singe von reellen Dingen 
Nach 16 Jahren von mentalem Beschuss ist endlich Schluss mit meinem Frust, die Lösung: - Positivrassismus! Plus: mir ist jetzt vieles mehr - 
bewusst als bisher
Rassismus hin und her, 
tangiert mich lediglich noch peripher
daher wird´s einfacher - wow - flow mit dem Verkehr
meine HÃnde nicht mehr leer - rolle - Model jetzt sogar für Sportswear
ReprÃsentier, live und hier Rap im Fernsehen
telegen, gern gesehen, für die Ladys erogen
kann Angst ertragen - die Leute auf den Straßen vor mir haben 
- verdränge sozusagen Fragen aus den ersten Tagen
Bedeutungen der Farben starben in allen Lebenslagen
Surf auf Stereotypgedanken – fahr mit Klasse Sportwagen
Shortie macht die Schere, ihr Typ kommt in die Quere
riecht nach ner Misere - zieh mich aus der Affaire 
96 war die Premiere so als wenn es gestern wäre 
Scheiß auf die Galeere - ab jetzt mache ich Karriere!
mach den Karl Louis Läufer, den Eddy Murphy Imitierer 
mime den Drogendealer, spiele den Basketball und Footballspieler 
Liebling vieler - Angstauslöser auch von vielen 
die nicht vernünftig zielen, weil sie mir beim pinkeln auf den Pimmel schielen 
Angst vorm Negroiden - schafft den Platz im Zugabteil
Der Positivrassimusmeister nutzt Klischees zu seinem Vorteil 
macht sie zu seinem style - jongliert mit Attributen
das Gefühl ist nur noch ungut bei betrunkenen BW-Rekruten 
Schwiegervater mag zwar wie Du rennst und singst 
droht trotzdem seiner Tochter, dass sie bloß kein N*kind nach Hause bringt 
Der Tag für ihn ein schwarzer, sieht seine Tochter schwarzfahren
der Afrikaner, den er kennt ist Tarzan, mit blonden Haaren 
Schenk ihm ne Packung Dickmanns, dazu noch schöne Grüße 
kratz mir die Nüsse, weil seine Süße steht auf N*küsse! 
in der Medienwüste wird die Ehrlichkeit vermisst 
Ob Sender diesen Song wohl spielen obwohl er unbequem ist 
Augenblicklich - verÃndert Deutschland sich 
ganz sicherlich
- sicher nicht nur Ãußerlich, ist plötzlich nicht mehr lÃcherlich offensichtlich – Dinge gelegentlich mal Ãrgerlich, bedrohlich bis bedauerlich 
Doch Farbe - eher nebensÃchlich
Die Diagnosen über Amis und Franzosen schmeißen die Levis aus dem Schrank, 
denn zum posen trÃgt man baggy Hosen
meine Prognose - Deutschland wird jetzt aufgeschlossen, (was?)
wer heute ein Star ist - wurde vor 70 Jahren noch erschossen
Das Hip Hop Ding begann als Sparte, doch ich warte 
heutzutage ist der schwarze Peter eine Trumpfkarte 
ich chill den Ring entlang und barze, Gras! 
weiße Kiddies reden so - bewegen sich sogar wie Schwarze
Der Scheiß ist tief - einst verschrien als primitiv
Heutzutage nennen sich Deutsche (vorsicht Trigger) N*, -
meinen´s sogar positiv 
Wer gestern noch der Bimbo war - ist sogar Moviestar 
leider erscheint mir mancher move von einigen zuweilen sonderbar 
Beim zappen sieht man Deppen, die wie Marionetten acten die Speichel lecken - 
als wenn sie noch Ketten an den Beinen hÃtten
HÃngen wie Zecken an den fetten KohlesÃcken 
deshalb gibt es meine Texte auf Kassetten, LP's und Disketten 
Farbpaletten aller Facetten für "Black Music Music Lover
Die Leute tanzen heut zum Beat – nicht mehr nach dem Albumcover
- Leere – füllt sich jetzt mit AtmosphÃre
Scheiß auf die Karriere
denn jetzt mach ich's für die Ehre 
Denk ich an früher war der Wiederstand doch eher müde 
jetzt gibt's genügend Brüder mit der rechten Attitüde
geben sich Mühe - 
um den Sprung zur Macht zu schaffen 
indem sie VWL, BWL und Jura zur Berufung machen 
In allen Sprachen, den Erleuchteten gefriert das Lachen 
Ist das Erwachen die VerÃnderung im Jahr des Drachen 
60 Millionen Sklaven, von denen es 8 Millionen schafften 
die besten unter euch, 
- ich hoffe für euch zu verkraften!  
Als Talkgast mit Kohl und Kanzler bin ich zu brisant! 
Kein schöner Land zu dieser Zeit
- die Toleranz ist sichtlich angespannt 
Doch interessant, die mit Verstand haben´s erkannt – 
hol deine Finsternisbrille 
die Sonne geht jetzt auf im Abendland 
Mein Deutsch ist wortgewandt - 
Versprecher sind meist Freudsche  
GerÃusche tÃuschen,
ich bin offiziell nur Bildungsdeutscher 
Richtig – steuerpflichtig –
aber darf nicht wÃhlen 
ist Ok - solange sich eure Kids auf unsere Partys stehlen
die 60´s Black Power, die 80´s Perestroika,
2000 ist es Hip Hop
Das ist mein Wort
als Afro Deutscher!

Donnerstag, 24. Mai 2012

Weil das Wort verletzt

Unser gestriges Gespräch über den Umgang mit Sprache am Beispiel des N*-Wortes hat mich sehr gekränkt. Ich hatte den Eindruck, das meine Erfahrungen relativiert und banalisiert werden. Das ich von meinen persönlichen Erlebnissen berichtet habe, um Dich vom Konkreten aufs Allgemeine schließen zu lassen, hatte zur Folge, daß Du Dich darauf zurückziehen wolltest, selbst ebenfalls diskriminierende Erfahrungen gemacht zu haben. Ich bedaure zutiefst, das Du erniedrigenden Situationen ausgesetzt warst, aber diese Vorgehensweise stellt für mich eine weitere Kränkung dar, weil sie die fortlaufende Herabwürdigung durch Sprache und die damit verknüpften Assoziationen verharmlost.
Ich befürchte, daß ich Deine Sprache in der Vergangenheit oft falsch verstanden habe. Was ich als ironische Distanzierung wahrnahm war womöglich der Versuch, Worte nach eigenem Gutdünken zu belegen. ( Sprache und Rassismus )
Diese Vermeidungsstrategie trägt aber nicht, denn die Benutzung von Worten geschieht immer in ihrem eigenen ( geschichtlichen ) Kontext, wäre es anders, so könnte man auch argumentieren, jemanden ein Arschloch zu nennen seie nicht beleidigend gemeint, das wäre ja bloß ein Körperteil. Die Entscheidung, welche Bezeichnung beleidigt, kann immer nur durch die Betroffenen geschehen, und damit ist nicht gemeint, daß das N*-Wort OK ist, wenn Du irgendjemanden kennst, der es duldet. Es ist eben nicht meine Überempfindlichkeit, die mich hier aufbegehren lässt.Ich verwehre mich gegen einen bagatellisierenden Umgang mit diffamierenden Worten. Nicht nur, weil sie mir einen Platz zuweisen, der mich als eine Abweichung von der Norm beschreibt, sondern auch, weil der leichtfertige Umgang damit die Unterstützt, die es eben doch so meinen, wie ich es Dir nicht unterstelle. Eine politisch korrekte Sprache anzustreben ist der Respekt, den wir jenen entgegenbringen können, die strukturelle Gewalt permanent auch eben durch Worte erleben. Dieses nicht als ein Problem erkannt zu haben, werfe ich Dir nicht vor. Aufgrund Deiner - von mir gemutmaßten - Sozialisation war es für Dich nicht notwendig, Dich damit auseinanderzusetzen. Und als weissPrivilegierter ist es womöglich nicht naheliegend, Dich mit Deiner Hautfarbe zu beschäftigen, oder mit der anderer. siehe hier: Nachhilfe im Weisssein
Ich fühle mich kategorisiert, wo ich noch gestern dachte, ich seie geachtet.
Ich verspüre das Bedürfnis, Deine Einsicht zu befördern, ich suche nach Worten, Dir verständlich zu machen, wie tief verletzend der Gebrauch von diffamierenden Worten ist, ich suche Vergleiche, die Dir einleuchten könnten. Dann wieder bin ich geneigt den ganzen Vofall zu bagatellisieren, mein zuvor empfundenes Verbundenheitsgefühl zu Dir ins lächerliche zu ziehen: "Das ist nur irgendein Spack aus dem Netz."
Das ist echt sehr, sehr besonders schade.
 Du kannst Rassismus widerstehen!

Mittwoch, 4. April 2012

Ich kann das allein - oder: Chancen

Alles was ich heute bin und was ich heute habe, habe ich mir selbst erarbeitet. 
Und das könntest du auch, wenn Du es nur wirklich wolltest. 
Das war ja alles keine Zauberei sondern harte Arbeit. 
Jeder kann das schaffen. 
Und wer das leugnet ist nur ein fauler Querulant. 
Man muss nur an sich Glauben, dann kann man die größten Träume verwirklichen. 
Natürlich gibt es unterschiedliche Startbedingungen, aber in diesem Land kann jeder nach seiner Fasson glücklich werden. 
Es gibt hier ausreichend Förderung für Jeden, der wirklich bedürftig ist. 
Arbeit ist kein Zuckerschlecken und jeder hat mal ne schlechte Zeit, aber - die harten Zeiten formen den Charakter und erst daraus erwachsen große Persönlichkeiten. 
Mit schlechten Erfahrungen muss man halt umgehen lernen, dann lässt sich daraus lernen, wie man es beim nächsten mal besser machen kann. 
Nur nicht zuviel Ballast mit sich herumtragen. Dinge, die man nicht mehr braucht immer bald aussortieren, 
Beziehungen, die mehr belasten als unterstützen halt abbrechen. 
Das kann Jeder. 
Jeder.
(Nur schade, für die, die einmal zu oft straucheln und auf der Strecke bleiben.)
Deutschland: Armut im Musterland - ein Arte-Video

Mittwoch, 11. Januar 2012

BonBonLaden der Beliebigkeiten

Was haben wir alle beim Leben des Brian gelacht, als die Meute im Chor johlte: "Ja, wir sind alle Individuen". Und was haben wir heute, da wir alle mitjohlen, für einen Erfolgsdruck. Angefangen bei der originellen Auswahl der Musik, über die angesagten Speisen zur besonders unspiessigen Einrichtung. Und angesagt bedeutet hier so dermassen angesagt, das es derzeit noch nicht angesagt ist. "Wenn es Mainstream ist, dann gefällt es mir nicht mehr" hab ich Euch sagen hören, und: "Ach, der ist in den Top-100 jetzt, dann mag ich ihn nicht mehr."
Affenvolk, bedenkt was Ihr tut.
Nur weil alle Nazis Idioten sind, sind nicht alle Idioten Nazis. Nur weil plötzlich BioFood, Kritik an Dieter Bohlen oder fairTrade Mode sind, ist es nicht weniger gut, edel und integer sich Gutem zuzuwenden und Böses zu verschmähen. Wie könnt Ihr gestern eine Idee lieben und sie heute missachten, weil sie sich im Strassenbild verbreitet.
Und cui bono? Natürlich, Ihr wisst es längst, es nützt den Verkäufern der Dinge, wenn Ihr rennt und Taschen schleppt. Es nützt denen, die euch auf Trab halten, indem sie euch vorgaukeln, es seie heute schick, einen Burger in den Grenzen von 1955 zu essen. (Und Ihr seht die glückliche Kuh auf der Wiese wiederkäuen. Denn Morgens um 7  1955, da war die Welt noch in Ordnung.)
Geht denken Kinder, denkt laufend. Was verliert Ihr, wenn Ihr ausseht, wie die Nachbarin? Wenn Ihr die gleiche Uhr, das gleiche paar Schuhe, die gleiche Jacke tragt wie der Kollege. Im 2ten Jahr.
Und was gewinnt Ihr, wenn Ihr frei seid, vom Zwang, Euch über Kleidung, Musik, Schmuck, TechStuff zu definieren?
Eure Individualität jedenfalls nicht. Vorausgesetzt, sie haben Eure Persönlichkeit noch nicht vollständig ergriffen und in lustig glitzernde BonBonPapierchen gewickelt.
Eure wahren Wünsche werden sie Euch sowieso niemals verkaufen können. Nicht einmal mit Pron's der allerersten...Aua,Aua.
Das lustige ist nämlich, durch das aufspringen auf den 'Ich bin ganz anders als die anderen'-Zug macht Ihr Euch selbstverschuldet zum EinheitsBrei. Hip Hip Hurray.
Ach. Wisst Ihr doch eh. Ihr seid doch nicht unmündig. Ihr Kennt das alles.