Mittwoch, 5. Januar 2011

LUST



Lustvolle Leben sind nicht un-bedingt liederliche Leben.
Falsche Bescheidenheit ist Tod im Leben.
Diese Bescheidenheit spielt sich auf zum Tyrann  
über die immanenten Bedürfnisse des Lebens, 
sie will das Leben steril und märtyrerhaft stilllegen, 
bis nichts mehr passieren kann.
Mit der Lust lebt man über seine Verhältnisse.
Mit der Lust schlägt man der Begrenztheit 
des sonstigen Lebens ein Schnippchen, 
erhebt sich über die Erfüllung der vegetativen Bedürfnisse.
Die Lust ist Radikal. 
Sie ist Riskant, 
sie birgt den Schmerz, 
den Verlust, 
den Selbstverlust gar.
Der Mensch sucht den Lustgewinn instinktiv, 
in der Wirklichkeit aber 
gibt es erheblich mehr Unlust erzeugende  Eindrücke, 
als die Begegnung mit dem Ekstase erzeugenden Ereignis. 
Im alltäglichen Leben verbringt der Mensch sehr viel mehr Zeit damit, 
Unlust zu vermeiden, als sich der Lust zuzuwenden. 
Somit verzichten die meisten Menschen auf Lustgewinn 
wenn ihnen die Zivilisation als Ersatz 
weniger Leiden verschafft.