Dienstag, 13. Dezember 2011

Du kannst sicher gut singen und tanzen

Die charmantesten Vorurteile sind mir die unerträglichsten. 
Und charmant sind sie ja auch nur auf den ersten Blick, eigentlich eine bodenlose Frechheit, sich mit einer Erwartungshaltung auseinandersetzen zu müssen, die allein auf Merkmalen beruht, die ich nicht beeinflussen kann. Natürlich kann ich nicht deshalb singen, weil ich schwarz bin, sondern weil ich talentiert bin. Weil ich geübt habe. Weil es mir Freude macht. Nun aber, nachdem ich den jugendlichen Überschwang verloren und der Last der Vorurteile erlegen bin, habe ich es seit Jahren nicht öffentlich getan. Auch öffentlich zu tanzen habe ich mir abgewöhnt. Die Freiheit zu sein ist abhanden gekommen, mit jedem Schritt der Bewusstwerdung im Zuge von unausgegorenen Unterstellungen wie: "Ist ja klar dass Du musisch bist, so als Schwarze." 
Ich war immer vieles. 
Schon als kleines Mädchen geprägt durch die Tatsache "anders" zu sein als die anderen Kinder früh im Kopf unterwegs und auf der Suche nach Normalität und Zugehörigkeit, gab und gibt es eben auch die andere Seite, die Lebensfreude, die Ausgelassenheit, die für mich konkret ja, eben immer mit singen und tanzen Ausdruck findet. Und die öffentlich ambivalent wurde, seit ich bemerkte, dass ich darauf durch meine Hautfarbe bedingt werde. 
Die "Lookism" Diskussion, von der ich nur selten am Rande etwas mitbekomme, stößt da eine erduldete Schmach neu wieder an. Ich hatte mich längst daran gewöhnt, Vorurteilen äußerlich mit einem Lächeln zu begegnen, sie kalt auszuhebeln und die entwürdigende Notwendigkeit mich Ihnen zu stellen, als unwichtig vor mir selbst verborgen. 
Es gibt Kleidungstabou's in meinem Leben. Ich würde sicher nicht in afrikanischer Kleidung das Haus verlassen. Das geht soweit, dass ich kaum je mehr als 2 Farben gleichzeitig anziehe, und eine davon ist meistens schwarz. Ich kleide mich nicht feminin. Ich trage immer Hosen. Und ich habe längst vergessen, ob ich das tue, weil es mir gefällt, oder weil ich nicht auf ein wie auch immer geartetes StereoTyp als Afrikanerin reduziert werden will.